Am 29. Juli 2017 war es wieder so weit. Die Kamera musste mit, die Familie war direkt dabei. Diesmal führte uns die Fototour in den Zoo Krefeld, mitten im Stadtteil Bockum. Der Zoo ist für mich seit Jahren eine verlässliche Adresse, wenn es um Fotomotive mit Tieren und eine gelungene Mischung aus Bildung und Erholung geht. Auf 14 Hektar Fläche verteilen sich etwa 120 verschiedene Tierarten, von imposanten Menschenaffen über afrikanische Savannenbewohner bis hin zu tropischen Schmetterlingen. Mit rund 350.000 Besuchern im Jahr 2017 gehörte der Krefelder Zoo zu den gut besuchten zoologischen Gärten in Nordrhein-Westfalen.
Eigentlich war es nicht mein erster Besuch dort. Bereits im Mai 2015 hatte ich den Zoo besucht und einige Aufnahmen gemacht, doch der Julitag 2017 sollte sich als besonders ergiebig erweisen. Die Erinnerungen an den ersten Besuch waren noch präsent, und ich wollte sehen, ob sich in der Zwischenzeit etwas verändert hatte.
Als ich am späten Vormittag mit der Kamera durch das Eingangstor trat, erwartete mich ein hochsommerlicher Samstag. Das Wetter in Krefeld präsentierte sich am 29. Juli von seiner freundlichen und warmen Seite. Mit Temperaturen, die sich im Verlauf des Tages auf etwa 28 bis 29 Grad Celsius steigerten, herrschten ideale Bedingungen für einen ausgedehnten Zoobesuch. Im Gegensatz zu anderen Teilen Deutschlands zeigte sich in Nordrhein-Westfalen die Sonne überwiegend und nur vereinzelt schoben sich Wolken vor die blauen Himmel. Im Norden der Bundesrepublik war das Wetter am gleichen Tag eher bewölkt und regnerischer, doch am Niederrhein bei Krefeld schien die Sonne größtenteils durch und bescherte mir ausgezeichnete Lichtverhältnisse für meine Aufnahmen. Die Luft war klar, nur leicht diesig, und die Schatten der Bäume zeichneten scharfe Konturen auf die Gehwege.
Während ich durch die Wege des Zoos schlenderte, ließ ich mich zunächst im Grotenburgpark treiben und beobachtete die verschiedenen Gehege. An diesem Tag war weltweit einiges los. Nur wenige Wochen zuvor, am 7. und 8. Juli 2017, hatte in Hamburg der G20-Gipfel stattgefunden, bei dem die Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Wirtschaftsnationen über Handelspolitik, Klimaschutz und globale Sicherheit verhandelten. Die Nachrichten waren noch immer voll von Berichten über die massiven Proteste und Ausschreitungen, die das Treffen begleitet hatten. Zudem hatte Nordkorea Anfang Juli erneut mit einem Raketentest für internationale Spannungen gesorgt, als das Regime von Kim Jong Un eine mutmaßliche Interkontinentalrakete vom Typ Hwasong-14 testete, die theoretisch die US-Westküste erreichen könnte. Noch dramatischer war die Lage in Venezuela, wo am 30. Juli 2017, also nur einen Tag nach meinem Zoobesuch, eine umstrittene Wahl zur Verfassunggebenden Versammlung stattfand. Präsident Nicolás Maduro versuchte damit seine Macht zu festigen, während die Opposition das Land mit Massenprotesten lahmlegte und über 113 Menschen seit April bei Unruhen ums Leben gekommen waren.
Zurück im Zoo herrschte dagegen friedliche Stimmung, die in starkem Kontrast zu den weltweiten Krisen stand. Hier waren die einzigen Konflikte die zwischen Erdmännchen um die besten Wachposten oder die Frage, welches Tier zuerst ans Futter kam. Die Besucher verteilten sich auf den weitläufigen Wegen, Kinder liefen begeistert von einem Gehege zum nächsten, und das Rascheln der Blätter im lauen Sommerwind vermischte sich mit den Rufen der Vögel und dem fernen Lachen spielender Kinder. Ein Gefühl von Normalität und Geborgenheit breitete sich aus. Ich hatte mir vorgenommen, den Tag intensiv zu nutzen und möglichst viele verschiedene Tiere vor die Linse zu bekommen. Besonders die Tropen- und Warmhäuser des Zoos interessierten mich, denn dort versprach ich mir spannende Motive bei gleichzeitig angenehm temperierter Atmosphäre.
Im Schmetterlingsdschungel – Filigrane Falter und feuchte Tropenluft
Mein erster Anlaufpunkt war der Schmetterlingsdschungel, der 2010 eröffnet wurde und direkt an das Regenwaldhaus angrenzt. Bereits beim Betreten des Hauses wurde ich von feucht-warmer Tropenluft umhüllt. Es roch nach feuchter Erde, süßlichem Blütennektar und einem Hauch von Moder, der typisch für tropische Gewächshäuser ist. Mit einer Fläche von 145 Quadratmetern ist das Schmetterlingshaus relativ kompakt, bietet aber dennoch ein intensives Erlebnis. Bis zu 200 farbenfrohe Falter flattern hier zwischen tropischen Pflanzen umher. Die Temperatur im Inneren lag an diesem Julitag bei etwa 25 bis 28 Grad Celsius, was den Schmetterlingen aus Südamerika, Südostasien, Costa Rica und Afrika ideale Bedingungen bietet. Meine Kameraeinstellungen musste ich rasch anpassen, denn die hohe Luftfeuchtigkeit ließ das Objektiv zunächst beschlagen. Am Eingang steht eine kleine Tamandua-Figur, die wie ein Föhn funktioniert und Brillen sowie Objektive trockenpustet.
Die Schmetterlinge schwebten scheinbar schwerelos durch den Raum, ihre Flügel schimmerten im einfallenden Licht wie kleine Kunstwerke der Natur. Ich hatte Glück und konnte mehrere Arten ablichten. Auf einem grünen Blatt ruhte ein Eulenfalter, dessen charakteristische Augenzeichnung auf den Flügeln mich sofort faszinierte. Die Augen wirkten täuschend echt, als würde mich ein kleines Geschöpf direkt anstarren. Ein anderer brauner Schmetterling hatte sich im Laub niedergelassen und war aufgrund seiner Tarnfärbung nur schwer zu entdecken. Erst als er mit den Flügeln zuckte, erkannte ich ihn zwischen den vertrockneten Blättern. Auch ein exotischer, farbenprächtiger Falter mit leuchtenden Mustern ließ sich auf einem Blatt nieder und verharrte lange genug, um ein scharfes Bild zu ermöglichen. Seine Flügel schillerten in Rot-, Schwarz- und Weißtönen, ein Posthorn-Schmetterling mit seiner charakteristischen Zeichnung. Besonders beeindruckend war der Blaue Morphofalter, dessen schillernde Flügel im Sonnenlicht funkelten, oder der Passionsblumenfalter, der auch „Giftmischer” genannt wird, weil seine Raupen sich von giftigen Passionsblumen ernähren und dadurch selbst ungenießbar werden.
An den Raupenkästen des Schmetterlingsdschungels lässt sich der gesamte Lebenszyklus der Schmetterlinge vom Ei über die Raupe und Puppe bis zum erwachsenen Falter verfolgen. Die Puppen stammen von nachhaltigen Schmetterlingsfarmen im Ursprungsland, die gleichzeitig den Regenwald schützen. Dieser Gedanke gefiel mir, denn so trägt jeder Zoobesuch indirekt zum Erhalt tropischer Lebensräume bei. Das Haus ist von Ende März bis Ende Oktober geöffnet. Im Schatten der großen Blätter saß ich eine Weile auf einer kleinen Bank und beobachtete das bunte Treiben. Das leise Summen der Insekten, das Tropfen von Wasser aus den Bewässerungsanlagen und das Flattern der Schmetterlingsflügel erzeugten eine fast meditative Atmosphäre.
Regenwaldhaus – Affen, Ameisen und uralte Faultiere
Nach dem Schmetterlingsdschungel betrat ich das angrenzende Regenwaldhaus. Dieses Tropenhaus wurde bereits 1998 eröffnet und ist mit 1100 Quadratmetern deutlich größer. Finanziert wurde der Bau mit 4,5 Millionen D-Mark aus dem Nachlass des Krefelder Unternehmers Walter Gehlen. Die Dachkonstruktion aus Plexiglas und Holz lässt viel Licht herein und schafft eine authentische Regenwald-Atmosphäre. Ein Dschungelpfad schlängelt sich durch dichten Pflanzenwuchs, vorbei an einer Blattschneiderameiseninsel und durch einen Felsentunnel mit Blumen-Fledermäusen und blinden Höhlensalmlern. Die Luft war hier noch feuchter als im Schmetterlingsdschungel, und der Geruch von feuchtem Holz, Erde und Tierkot mischte sich mit dem süßlichen Duft exotischer Blüten. Irgendwo in der Ferne hörte ich das Kreischen eines Vogels und das Plätschern eines kleinen Wasserlaufs.
Die Blattschneiderameisen waren für mich eines der absoluten Highlights. Diese winzigen Insekten transportieren Blattstücke, die oft zehnmal so groß sind wie sie selbst, in langen Kolonnen durch das Regenwaldhaus. Auf verschiedenen Bahnen und über Brücken konnte ich beobachten, wie die Ameisen unermüdlich ihrer Arbeit nachgingen. Wie kleine Bauarbeiter marschierten sie in perfekter Ordnung, jede Ameise mit ihrem grünen Blattfähnchen auf dem Rücken. Was viele Besucher nicht wissen: Die Blattschneiderameisen fressen die Blätter nicht direkt, sondern zerkauen sie zu einem Brei und züchten darauf einen speziellen Pilz aus der Gattung der Egerlingsschirmlinge, von dem sie sich ernähren. Eine Kolonie von zwei Millionen Blattschneiderameisen kann pro Jahr etwa 14000 Kilogramm Blätter ernten. Der Pilzanbau erfolgt über eine fein abgestimmte Fließbandkolonne, in der 29 verschiedene Arbeitsschritte von speziellen Kasten ausgeführt werden. Dieses hochkomplexe Sozialsystem faszinierte mich, und ich verbrachte einige Minuten damit, den fleißigen Tieren bei ihrer Arbeit zuzusehen.
Hoch oben in den Bäumen entdeckte ich einen Weißkopfsaki, einen kleinen Primaten aus Südamerika, der sich geschickt durch die Äste schwang. Der Affe klammerte sich mit seinen kräftigen Händen und Füßen an einen Ast und beäugte mich neugierig von oben. Sein schwarzes Fell kontrastierte stark mit der hellen Gesichtsmaske, die ihm seinen Namen gibt. Weißkopfsakis werden etwa 30 bis 48 Zentimeter lang und wiegen rund 1,5 bis 1,8 Kilogramm. Männchen sind überwiegend schwarz mit einer markanten weißen Gesichtsmaske und weißer Kehle, während die Weibchen ein schwarzgraues oder braungraues Fell mit zwei weißen Streifen von den Augen zu den Mundwinkeln tragen. Diese tagaktiven Baumbewohner leben in kleinen, oft monogamen Familiengruppen und ernähren sich vorwiegend von Samen und Früchten, die sie mit ihren kräftigen Zähnen aufknacken. Im Regenwaldhaus bewegen sich die Weißkopfsakis frei durch die gesamte Halle und wechseln urplötzlich blitzschnell ihren Standort. Dank ihrer kräftigen Hinterbeine können sie Sprünge von bis zu zehn Metern machen, was ihnen in Guyana den Namen „fliegende Affen” eingetragen hat. Als ich versuchte, ein Foto zu machen, sprang er plötzlich mit einem gewaltigen Satz auf einen entfernten Ast und verschwand im dichten Blattwerk. Die Fütterung der Sakis findet täglich gegen 14.30 Uhr statt, doch zu diesem Zeitpunkt war ich bereits in einem anderen Teil des Zoos unterwegs.
Auch Zweifingerfaultiere hängen träge in den Baumkronen. Im Krefelder Zoo lebte damals bereits Jan, ein Eigentliches Zweifingerfaultier, das als ältestes seiner Art in menschlicher Obhut gilt. Jan war 1970 in Südamerika in freier Wildbahn geboren und wurde vom Tierpark Hagenbeck in Hamburg gekauft, bevor er 1986 in den Krefelder Zoo kam. Im Alter von 54 Jahren starb Jan schließlich im August 2024. Trotz seines hohen Alters spielte er 2019 noch eine Rolle in der Faultierzucht des Zoos und wurde zum 18. Mal Vater. An diesem Tag konnte ich Jan leider nicht entdecken, er hing vermutlich gut getarnt irgendwo in der Baumkrone und döste vor sich hin.
Im Regenwaldhaus leben insgesamt etwa 40 Tierarten und über 400 verschiedene Pflanzenarten. Neben den Sakis und Faultieren gehören dazu auch Tamanduas, Leguane, Stirnlappenbasilisken, Schildkröten, verschiedene Fischarten, Pfeilgiftfrösche, Vogelspinnen, eine Grüne Anakonda und Keilkopf-Glattstirnkaimane. Die Kaimane sind in gesicherten Becken untergebracht. 2005 gelang dem Zoo Krefeld die europäische Erstzucht dieser kleinen Kaiman-Art, und 2021 konnte die Zucht wiederholt werden. Die Vielfalt war atemberaubend, und an jeder Ecke gab es etwas Neues zu entdecken.
Außengehege – Tauben, Nagetiere und sonnenbadende Schildkröten
Nach dem Besuch der Tropenhäuser führte mich mein Weg zu den Außengehegen. Die Hitze schlug mir entgegen, als ich das klimatisierte Regenwaldhaus verließ. Der Temperaturunterschied war deutlich spürbar, und ich musste mich erst an die trockene, warme Luft gewöhnen. Am Taubenschlag beobachtete ich weiße Tauben, die sich auf den Sitzstangen und dem Dach des kleinen Häuschens niedergelassen hatten. Das Gurren der Tauben und das Flattern ihrer Flügel erzeugten eine beruhigende Geräuschkulisse. Die weißen Federn leuchteten im Sonnenlicht, und einige Tauben putzten sich gegenseitig das Gefieder. Ein kleines, neugieriges Nagetier kam aus seinem Versteck und inspizierte seine Umgebung. Es schnüffelte aufgeregt an allem, was ihm in die Quere kam, und verschwand dann blitzschnell wieder in seinem Bau, als sich ein Besucher näherte.
Wenig später erreichte ich das Schildkrötengehege, wo mehrere Schildkröten auf den Felsen ruhten und die Sonne genossen. Schildkröten sind wechselwarme Tiere, die Sonnenbäder zur Thermoregulation benötigen. Im Zoo Krefeld werden verschiedene Arten gehalten, darunter auch Wasserschildkröten und Landschildkröten. Die Tiere lagen bewegungslos da, nur gelegentlich bewegte eine von ihnen langsam den Kopf oder streckte ein Bein aus. Ihre Panzer glänzten im Sonnenlicht, und die strukturierte Oberfläche warf interessante Schatten. Ich machte mehrere Aufnahmen von verschiedenen Winkeln, um die Details der Panzerstruktur einzufangen.
Afrikawiese – Majestätischer Strauß und zierliche Enten
Auf der Afrikawiese bot sich mir ein wunderbares Bild. Ein Afrikanischer Strauß marschierte gemächlich über die Wiese und suchte nach Nahrung. Seine langen Beine bewegten sich in einem gleichmäßigen Rhythmus, und der kräftige Körper wippte bei jedem Schritt leicht auf und ab. Afrikanische Strauße sind mit bis zu 250 Zentimetern Höhe und einem Gewicht von bis zu 135 Kilogramm die größten lebenden Vögel der Erde. Die Männchen, Hähne genannt, haben ein schwarzes Gefieder mit weißen Schwungfedern und einem weißen Schwanz, während die Weibchen ein erdbraunes Gefieder tragen. Der Vogel, den ich beobachtete, war offensichtlich ein Männchen, denn das schwarze Gefieder leuchtete satt im Sonnenlicht. Strauße können beim Laufen für etwa eine halbe Stunde eine Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern halten und bei kurzen Sprints sogar bis zu 70 Stundenkilometer erreichen. Sie leben in offenen Landschaften wie Savannen und Wüsten und ernähren sich als Allesfresser von Pflanzen, Insekten und kleinen Nagetieren. Im Krefelder Zoo teilen sich die Strauße die Afrikasavanne mit großen Kudus und Impalas. Die Afrikawiese ist ein Hektar groß und stellt einen Ausschnitt einer Savannenlandschaft dar. Der Anblick des majestätischen Vogels vor der grünen Wiese und dem blauen Himmel war beeindruckend, und ich verbrachte einige Minuten damit, verschiedene Posen zu fotografieren.
In der Nähe der Afrikawiese entdeckte ich eine Rotschulterente, die auf einem Felsen ruhte. Die kleine Ente hatte ihre Augen geschlossen und genoss offensichtlich die Wärme der Mittagssonne. Rotschulterenten sind kleine, zierliche Schwimmenten mit einer Körperlänge von 35 bis 38 Zentimetern und einem Gewicht von 190 bis 390 Gramm. Die Erpel sind farbenfroh gefärbt mit kastanienbraunen Flügeln, einem schwarzen Kopfband, hellgrauer Seite und hellrosa Brust mit schwarzen Punkten. Die Weibchen sind schlichter mit olivgrün bis bräunlichem Rücken und beiger Kopffärbung mit weißer Musterung. Diese Entenart stammt aus Südamerika, östlich der Anden, und bewohnt Teiche und Sümpfe in bewaldeter Landschaft. Im Krefelder Zoo werden Rotschulterenten im Pinguinpool gehalten, zusammen mit Humboldt-Pinguinen, Inkaseeschwalben und Zimtenten.
Graureiher – Geduldiger Jäger am Teichufer
Ein weiteres faszinierendes Motiv bot sich mir am späten Nachmittag auf einer der großen Wiesen. Ein Graureiher stand bewegungslos am Ufer eines kleinen Teiches und lauerte auf Beute. Seine Silhouette hob sich deutlich gegen den grünen Hintergrund ab, und die Nachmittagssonne tauchte sein graues Gefieder in warmes Licht. Graureiher erreichen eine Körperlänge von 90 bis 98 Zentimetern und eine Flügelspannweite zwischen 175 und 195 Zentimetern. Ihr Gefieder ist auf der Oberseite mittel- bis dunkelgrau, an Hals und Unterseite weißlich-hellgrau mit schwarzer Längsstrichelung. Am Kopf tragen sie schwarze Scheitelfedern, die beim erwachsenen Vogel zur Brutzeit zu einem Federbusch verlängert sind. Der lange, dolchförmige Schnabel ist gelblich gefärbt. Graureiher sind in ganz Europa heimisch und zählen zur Familie der Reiher. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fischen, Amphibien, Mäusen, Insekten und Regenwürmern. Bei der Jagd im seichten Wasser schreiten sie oft langsam oder stehen stundenlang bewegungslos, bevor sie blitzschnell mit dem Schnabel zustoßen. Ich beobachtete den Vogel mehrere Minuten lang, ohne dass er sich auch nur ein Stück bewegte. Diese Geduld und Konzentration war beeindruckend. Im Flug ziehen Graureiher den Hals immer S-förmig ein, was typisch für alle Reiher ist. Interessanterweise haben Graureiher mittlerweile auch Brutkolonien in Zoos und Städten etabliert. Im Krefelder Zoo leben freilebende Graureiher, die sich gelegentlich über das Fischfutter der Pelikane hermachen, weshalb 2020 eine neue Pelikanlagune mit speziellem Stallgebäude errichtet wurde, das nur schwimmend über den Teich erreichbar ist.
Erdmännchenlodge – Wachsame Wüstenbewohner
Gegen 13 Uhr erreichte ich die Erdmännchenlodge, eine der neueren Attraktionen des Zoos. Die beiden geschwungenen Reetdächer der Lodge sind schon von Weitem sichtbar und erinnern tatsächlich an afrikanische Architektur. In Anlehnung an typisch afrikanische Lehmhütten entstanden zwei miteinander verbundene Rundbauten, die das Erdmännchengehege und eine Aussichtsterrasse mit Getränkeausschank beherbergen. Die Baukosten beliefen sich auf 450000 Euro, finanziert durch den Zoo Krefeld, die Sparkasse Krefeld und die Zoofreunde Krefeld. Die Erdmännchenanlage selbst hat eine Fläche von 156 Quadratmetern. Von der großzügigen Panoramascheibe aus konnte ich die quirligen Tiere beim Graben, Spielen und Wachestehen beobachten. Ein Erdmännchen stand in typischer Pose auf den Hinterbeinen und hielt Ausschau nach Gefahren. Seine Vorderpfoten hingen locker vor dem Körper, und der Blick war konzentriert in die Ferne gerichtet. Erdmännchen sind keine Nagetiere, sondern Raubtiere mit einem beeindruckenden Gebiss. Sie leben in Gruppen von etwa 20 Individuen und kooperieren miteinander. Jedes Tier einer Familie erfüllt seine Aufgabe, und während der Jagd übernehmen immer ein paar Tiere die Rolle des Wächters. Die Sozialstruktur besteht aus einem dominanten Männchen und einem dominanten Weibchen, die für die Fortpflanzung sorgen. Erdmännchen ernähren sich nicht nur von Insekten, sondern auch von kleineren Säugetieren wie Kaninchen und Vögeln. In der Erdmännchenlodge lebten 2017 etwa 13 Erdmännchen. Die Tiere waren äußerst aktiv und liefen ständig hin und her, buddelten in der Erde oder spielten miteinander. Es war faszinierend, ihr Sozialverhalten zu beobachten, und ich machte zahlreiche Aufnahmen von den wachsamen kleinen Raubtieren.
Geschichte des Krefelder Zoos – Von der Lehrstätte zum modernen Artenschutzzentrum
Der Krefelder Zoo wurde am 22. Mai 1938 als Lehrstätte für die Jugend auf dem Gelände des Grotenburgparks eröffnet. Erster Zoodirektor wurde der damalige Erziehungsdirektor und Leiter des ehemaligen Naturkundlichen Museums, Heinrich Janßen. Damals umfasste das Tierparkgelände die Hälfte des Parks, und es lebten um die 100 überwiegend einheimische Tierarten in 40 Gehegen. Die Wurzeln des Zoos reichen jedoch noch weiter zurück, denn bereits 1872 wurde am Stadtwald ein Tiergarten gegründet, der sich schnell zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelte. Dieser alte Tiergarten bestand bis in die 1930er Jahre und war vor allem für seine Hirsche und Wildschweine bekannt.
Während des Zweiten Weltkriegs kam es von 1940 bis 1945 zu Luftangriffen auf Krefeld, bei denen auch Teile des Zoos getroffen wurden. Hierbei kamen zwei Dachse und eine Hirschkuh um, die restlichen Tiere konnten durch die beschädigten Zäune flüchten. Die Wölfe mussten aufgrund dessen getötet werden, da man befürchtete, sie könnten in der Stadt für Gefahr sorgen. Nach Kriegsende musste der Zoo aufwendig wiederaufgebaut werden. In den 1950er Jahren wurde das Grotenburgschlösschen im Park zu einem Café und Restaurant für die Tierparkbesucher umgebaut. Dieses historische Gebäude ist bis heute ein beliebter Treffpunkt für Besucher.
1959 übernahm Walter Encke die Leitung des Tierparks. Sein Anliegen war es, sich besonders um solche Tiere zu kümmern, von denen wenig bekannt war, sowie durch Nachzuchten das Aussterben südamerikanischer Tierarten zu verhindern. Encke prägte den Zoo maßgeblich und legte den Grundstein für den heutigen Artenschutz-Fokus. Ab 1963 entstanden Freigehege für Paviane, Pinguine und Seehunde sowie ein Haus für Löwen. 1971 wurde der „Tierpark” offiziell in „Zoo” umbenannt. In dieser Zeit wurden dort die ersten Elefanten, Nashörner und Orang-Utans gehalten.
1975 wurde das Affentropenhaus eröffnet, das weltweit erste seiner Art. Die Grundfläche des Baus im Gewächshausstil lag bei 2000 Quadratmetern, finanziert durch die Walter-Gehlen-Stiftung und die Zoofreunde Krefeld. Im Affentropenhaus lebten Orang-Utans, Schimpansen, Gorillas, Krallenaffen, Epaulettenflughunde und Vögel. Das Haus war damals eine Sensation, denn es ermöglichte den Besuchern, Menschenaffen in einer naturnahen Umgebung zu beobachten. Tragischerweise brannte das Affentropenhaus in der Nacht auf Neujahr 2020 vollständig nieder, wobei mehr als 50 Tiere starben. Das Feuer wurde vermutlich durch Himmelslaternen ausgelöst, die drei Frauen aufsteigen ließen. Dieser Verlust erschütterte die gesamte Region, und der Zoo erhielt eine Welle der Solidarität und Unterstützung. Seit 2020 arbeitet der Zoo am großangelegten Projekt „Affenpark”, das das Affentropenhaus ersetzen soll. Am 3. Oktober 2025 eröffnete der „MenschenaffenWald”, das erste von drei geplanten Häusern, in dem die beiden Schimpansen Bally und Limbo eingezogen sind. Sie sind die einzigen Menschenaffen, die den Brand in der Silvesternacht 2019/20 überlebt hatten.
Zur Zeit meines Besuchs im Juli 2017
Als ich den Zoo im Sommer 2017 besuchte, befand sich die Einrichtung in einer Phase der Modernisierung und Weiterentwicklung. Die Erdmännchenlodge war erst kürzlich fertiggestellt worden und zog viele Besucher an. Das Regenwaldhaus und der Schmetterlingsdschungel waren bereits etablierte Attraktionen und funktionierten reibungslos. Der Zoo setzte auf nachhaltige Konzepte wie die Pflanzenkläranlagen für die Tierbecken und war stolz auf seine Erfolge in der Arterhaltungszucht, insbesondere bei den Spitzmaulnashörnern und den Gorillas. Der Tierbestand war vielfältig, und die Besucherzahlen stabil. Die Atmosphäre war entspannt und familienfreundlich, und der Zoo war gut gepflegt. An diesem Julitag herrschte reges Treiben, aber es war nicht überfüllt, sodass man genug Raum hatte, die Tiere in Ruhe zu beobachten.
Gegenwart und Zukunft
Am 1. Juli 2005 wurde der Zoo Krefeld in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt. Die Stadt Krefeld hält 74,9 Prozent der Gesellschaftsanteile, der Förderverein Zoofreunde Krefeld e.V. die restlichen 25,1 Prozent. Anfang 2018 hatte der Zoo 65 Mitarbeiter sowie 21 Ehrenamtliche im Freiwilligenteam. Seit 2023 ist Dr. Stefanie Markowski Zoodirektorin. Unter ihrer Leitung wird der Zoo weiter modernisiert und an aktuelle Standards angepasst.
Im Jahr 2012 wurde der Gorillagarten mit einer 1200 Quadratmeter großen Außenanlage und einem 360 Quadratmeter großen Gorillahaus eröffnet. Der Silberrücken Kidogo brachte den Zoo 2012 weltweit in die Schlagzeilen, als er auf einem im Gorillagarten gespannten Seil zwischen zwei Bäumen entlang balancierte. Der Gorilla wiederholte diesen „Seiltanz” anschließend noch einige Male und begeisterte damit Millionen Menschen in den sozialen Medien. Bisher kamen im Gorillagarten die männlichen Jungtiere Tambo, Pepe, Bobóto und Santu zur Welt.
2014 wurde ein 800 Quadratmeter großes Gehege für Humboldt-Pinguine, Inkaseeschwalben, Zimtenten und Rotschulterenten eröffnet, das sich in direkter Nachbarschaft zum Regenwaldhaus befindet. Die Pinguinanlage teilt sich in zwei Drittel Landfläche und ein Drittel Wasserfläche auf und wurde mit einer Netzkonstruktion überspannt. Besucher können die Tiere direkt in der begehbaren Anlage auch unter Wasser beobachten.
Das Großtierhaus wurde 1977 errichtet und beherbergt zwei Asiatische Elefanten, ein Zwergflusspferd und eine Spitzmaulnashorn-Familie. Der Zoo Krefeld ist einer von fünf Zoos in Deutschland, die Nachzuchterfolge bei Spitzmaulnashörnern erzielen können. 2006 wurde mit Davu das erste Spitzmaulnashorn in einem nordrhein-westfälischen Zoo geboren, und es folgten vier weitere Jungtiere in den Jahren 2008, 2010, 2013 und 2016. 2010 wurde die Elefantenhaltung von der Kettenhaltung auf die Boxenhaltung umgestellt, ein wichtiger Schritt für das Tierwohl.
Der Krefelder Zoo nimmt derzeit an 49 Zuchtprogrammen teil, darunter acht internationale Erhaltungszuchtprogramme (ISB), 24 europäische Erhaltungszuchtprogramme (EEP) und 17 europäische Zuchtbücher (ESB). Für die Europäischen Fischotter, Goodfellow-Baumkängurus und Tamanduas führt der Zoo Krefeld das Zuchtbuch. Zudem ist der Zoo seit dem Sommer 2020 BNE-zertifiziert und hat den Status eines BNE-Regionalzentrums. Im Zoo können Kinder und Jugendliche im Forscherlabor und im Forscherhaus den Zusammenhang zwischen lokalem Umwelt- und Naturschutz und dem weltweiten Einsatz für die Artenvielfalt entdecken.
Ein weiteres bemerkenswertes Projekt ist die nachhaltige Wasserwirtschaft im Zoo, die seit 2010 betrieben wird. Durch den Einsatz von Pflanzenkläranlagen ist eine Beckenreinigung für die Seelöwen und den Pinguinpool statt einmal wöchentlich nur noch jedes halbe Jahr nötig, wodurch seit Beginn des Projektes bis 2015 über 500000 Kubikmeter Wasser gespart werden konnten. Die Algenbildung wird nicht durch Chemikalien beseitigt, sondern durch Sporttaucher, die übermäßigen Algenwuchs aus den Becken entfernen. Solche innovativen Ansätze zeigen, dass der Zoo sich seiner Verantwortung für die Umwelt bewusst ist.
Für die Zukunft plant der Zoo den Ausbau des Affenparks, der in mehreren Etappen realisiert wird. Nach dem MenschenaffenWald sollen weitere Anlagen für Orang-Utans und Gorillas folgen. Zudem werden kontinuierlich alte Gehege modernisiert und an aktuelle Standards angepasst. Der Krefelder Zoo strebt an, ein führendes Zentrum für Artenschutz, Forschung und Bildung in der Region zu werden.
Persönliches Fazit – Ein Ort der Ruhe in unruhigen Zeiten
Nach mehreren Stunden im Zoo, unzähligen Aufnahmen und vielen Eindrücken verließ ich am späten Nachmittag das Gelände. Die Sonne stand bereits tiefer am Himmel und tauchte den Grotenburgpark in warmes, goldenes Licht. Meine Füße schmerzten ein wenig vom vielen Laufen, und meine Kamera war randvoll mit Bildern. Mein persönlicher Eindruck vom Krefelder Zoo blieb durchweg positiv. Der Zoo bietet eine gelungene Mischung aus traditionellen Gehegen und modernen Konzepten wie den begehbaren Tropenhäusern und der Erdmännchenlodge. Besonders das Regenwaldhaus und der Schmetterlingsdschungel beeindruckten mich durch ihre Authentizität und die Möglichkeit, die Tiere ohne störende Absperrungen zu beobachten. Die Artenvielfalt ist beachtlich, und der Fokus auf Artenschutz und Bildung wird an vielen Stellen deutlich.
Für Familien mit Kindern ist der Krefelder Zoo ein ideales Ausflugsziel. Die Gehege sind gut gepflegt, die Wege übersichtlich angelegt, und es gibt zahlreiche Ruhebänke und Spielplätze. An diesem Sommertag hatte ich das Gefühl, dass der Zoo nicht nur ein Ort der Erholung ist, sondern auch eine wichtige Bildungseinrichtung, die das Bewusstsein für Natur- und Artenschutz fördert. Gerade in einer Zeit, in der weltweit Krisen und Konflikte das Geschehen bestimmen, ist es wichtig, solche Orte zu bewahren und zu unterstützen. Während in Venezuela Menschen auf die Straßen gingen, um für ihre Rechte zu kämpfen, und in Nordkorea das Wettrüsten fortgesetzt wurde, bot der Krefelder Zoo einen kleinen Rückzugsort, an dem man die Schönheit und Vielfalt der Natur genießen konnte.
Meine Kamera war gefüllt mit Bildern von Schmetterlingen, Affen, Erdmännchen, Schildkröten, Straußen und vielen anderen Tieren. Jedes Bild erzählt eine eigene kleine Geschichte und erinnert mich an diesen sonnigen Julitag im Jahr 2017. Der filigrane Falter im Laub, der neugierige Weißkopfsaki, die fleißigen Blattschneiderameisen, der majestätische Strauß auf der Wiese, der geduldige Graureiher am Teich, die wachsamen Erdmännchen – all diese Momente haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Der Krefelder Zoo bleibt für mich eine Adresse, die ich gerne wieder besuche – mit oder ohne Kamera.
Bilder-Galerie
Quellen meiner Informationen
Die Informationen zu diesem Artikel stammen aus verschiedenen Quellen, die ich während meiner Recherche herangezogen habe. Die offizielle Website des Krefelder Zoos (www.zookrefeld.de) bot umfassende Informationen zu den einzelnen Tierhäusern, zur Geschichte des Zoos und zu aktuellen Projekten. Ergänzend zog ich Wikipedia-Artikel zu spezifischen Tierarten und zur Geschichte des Zoos heran. Informationen zu den weltpolitischen Ereignissen im Juli 2017 entnahm ich Nachrichtenarchiven von RP Online, DW, SPIEGEL ONLINE und Zeit Online. Fachbücher und Zoopädagogische Materialien halfen mir, die Tierarten genauer zu beschreiben. Darüber hinaus flossen eigene Beobachtungen und Eindrücke von meinem Besuch am 29. Juli 2017 in diesen Artikel ein.
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